Tobea - Martina Witt

Dolmetscher für die Seele

Was treibt einen Menschen an, sich das Leben nehmen zu wollen?


Auch dieses Wissen ist durch heftige Selbsterfahrungen, grundlegend von mir erforscht worden. Nichts davon steht in einem Lehrbuch und es ist doch so wichtig zu wissen.
Ironisch formuliert, fing meine Karriere auf diesem Gebiet in frühster Kindheit an und hat so ungefähr bis zu meinem 50. Geburtstag angedauert.

Als erstes steht der gedachte bzw. geplante Selbstmord. Da findet man das ganze Leben scheiße. Gefühlt haben einen alle Menschen verlassen, das Geld ist weg und es scheint keine andere Perspektive, als die Beendigung des Lebens zu geben. Diese Ansichten hatte ich auch, bei meinem chaotischen Leben. Dafür braucht jeder einen guten, psychologischen emphatischen Menschen an seiner Seite, um diese Gedankengänge neu zu regeln. Ich hatte/ habe das große Glück, solche zauberhaften Wesen, jederzeit und mit großer, liebevoller Geduld an meiner Seite zu haben. Ich hätte gern in meiner Dankesrede in meinem Buch, all ihre Namen aufgelistet, aber es waren so viel und sie selbst wissen es von mir persönlich.
Meinen Lieblingsschamanen Wolfgang muss ich aber in diesem Zusammenhang erwähnen. Wenn Schamanen zusammenarbeiten, ist es oft so, dass sie auch zusammen in der Anderswelt in ihrer Trancereise unterwegs sind. So hat er mich einmal mit in den, sogenannten Selbstmörderhimmel mitgenommen. Dort sah ich bis zur Unendlichkeit eine düstere Kopfsteinpflasterstraße. Sehr weit draußen sah ich erst einen kleinen Lichtfunken. Erst beim genauen Hinsehen erkannte ich, dass es keine Steine, sondern Köpfe waren. Die dichtgedrängt auf ein Weiterkommen zum Licht hofften. Das war so ein grusliges Bild. Ich hätte es nichtgeglaubt, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte. Das wollte ich auf keinen Fall und es hat auch geholfen, nie mehr darüber- nachzudenken.

Dann gibt es aber eine gefühlte Todessehnsucht. Die ist wie ein Sog und man kann sich kaum diesem Wunsch entziehen. Es erfasst einen und man kann kaum etwas dagegen tun. Ich kenne dies zur Genüge. Wenn ich Glück hatte, kam eine Vorwarnung und ich konnte schnell jemanden anrufen, der bei mir blieb, bis meine Seele wieder zurückkam und ich wieder klar weiter machen konnte, als sei nichts geschehen. Wenn ich Pech hatte, hat es mich zu einer Kurzschlussreaktion getrieben und ich versuchte mir das Leben zu nehmen. Es tut mir für alle Angehörigen leid, die keinen Abschiedsbrief von ihren verzweifelten Lieblingsmenschen erhalten haben. Es ist wie ein Tornado, der einen aufsaugt und in eine andere Welt mitnimmt. Dagegen ist man oft nicht stark genug. Ich konnte es auch erst sein, als ich meine Seele zurückhatte.
Bei diesem Sog passiert folgendes. Ich hatte es ja schon mal erklärt, dass wir hier im Leben eine Rolle spielen bzw. eine Fahrt mit dem Taxi machen. Wenn wir unser Stück gespielt haben, verlassen wir die Bühne und gehen wieder nach Hause. Oder wenn das Navi ansagt „Sie haben ihr Ziel erreicht“ halten wir an und steigen aus. In jedem Fall kommen wir im „Seelenzuhause“ an und sind wieder glücklich.
Ich habe schon von den Seelenanteilen berichtet, die durch eine Todeserfahrung auf der anderen Seite geblieben sind. Also versucht dieser Teil, der ja glücklich schon zu Hause ist, die restlichen weltlichen Seelenanteile zu sich zu holen. Je nach dem, wieviel wir an Seele verloren habe, ist die Kraft des Sogs. Wenn es ihr hier zu schwer ist und nicht ihrem Lebensplan entspricht, folgt sie gern dem Rufen.
Haben wir auf Erden ein zufriedenes Leben und sehen auch Dramen als Teil unseres Bühnenauftritts, kommt eine ausgestiegene Seele von selbst wieder zurück und freut sich auf das Abenteuer des Lebens.